Die Schlange - Das Böse
Mit schlängelnden Bewegungen versuchte die Schlange der
Asphaltstrasse vor unserem Haus zu entkommen. Schutzlos und allen Feinden
ausgeliefert -den Autos, vor allem aber auch den Menschen mit Schlagstöcken.
Prahlend nach der Tat, dass sie vor und rückwärts die Schlange platt gefahren
oder ihr den Kopf mit dem Stock zertrümmert haben.
Es war eine
Aspisviper, schön in der Färbung und sicher einen halben Meter lang –
wunderschön, aber eben eine Schlange – Das Böse!!! Ich musste die Schlange von
der Strasse wegbringen, aber wie? Da brummte schon das erste Auto heran und
der Fahrer rief: „Geh zur Seite ich fahre sie platt, fass sie nicht an, die
ist giftig.“
Endlich fand ich auf der Strasse einen kleinen Ast,
drückte damit die Schlange hinter dem Kopf sachte auf den dunklen Asphalt,
fasste sie mit der Hand am Schwanz und hob sie in die Höhe. Vergeblich
versuchte das Tier meine Hand zu erreichen, aber ich wusste aus Erfahrung,
dass schafft sie nicht. Züngelnd und zischend trug ich die Schlange vor den
Stall und legte sie in einen leeren Plastikkessel. Ich lief zu der kleinen
Schlucht neben unserem Haus, legte den Kessel behutsam auf den Boden. Mit
elegant schlängelnden Bewegungen bewegte sie sich in die Freiheit, schaute
noch einmal zurück, züngelte und zischte aus Angst oder Dankbarkeit und
verschwand im hohen, dürren Gras.
Auf dem Rückweg erinnerte ich mich
an ein Erlebnis aus meiner Kindheit, als mein Vater seinen Bauernkollegen, die
ihm frühmorgens beim Mähen halfen, sagte: „Ich schlage keine Schlangen mehr zu
Tode, denn diese Tiere tun mir auch nichts an.“ Ich höre noch heute das
höhnische Grinsen seiner Kollegen und wurde in jenem Moment Zeuge wie eine
Freundschaft auseinander brach.
Männer, braungebrannt, geprägt von
harter Arbeit, trockenem Klima und lenkendem Katholizismus. So wurde jede
Schlange, die man bei der Arbeit entdeckte, totgeschlagen und dem Herrgott
gedankt, in der tiefen Überzeugung einen Beitrag an das Gute geleistet zu
haben. Sicher ein Erlebnis, welches meinen Vater prägte und ihm auch den Mut
gab, Gewohnheiten und Traditionen zu überdenken.
Auch mich hat dieses
Erlebnis geprägt, ich bringe noch heute eine Schlange in Sicherheit, rette
eine hochschwangere Gottesanbeterin von der Strasse, oder helfe dem
kurzbeinigen Igel den Randstein zu überwinden um ihn dann in seine Freiheit zu
entlassen. Und ich gebe ihm auch noch Grüsse mit von...
Orlando
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