Chrugel - Die Kuh die zu kalbern vergass!
Chrugel ist eine der jüngeren Kühe auf unserem Betrieb.
Gross wie ein Elefant mit rotbraunem Fell und gutmütig bis auf die Knochen.
Chrugel ist das Kalb von Bella und wurde ausgewählt als Mutterkuh auf
unserem Betrieb weiterzuleben. Stolz auf diese Wahl suchte sie schon in Jungem
Alter den Stier, denn sie wollte ihrer Aufgabe als Mutterkuh möglichst
bald gerecht werden. Im Sommer war sie schon trächtig und wirkte mit
dem grossen Bauch noch massiger als vorher.
Wenn wir die Kühe von einer Weide zur anderen trieben, lief sie immer
am Schluss, gemütlich, denn Eile, das kannte sie in ihrem Wesen nicht.
Chrugel ist ein Träumer. Wiederkäuend liegt sie Stunden an der gleichen
Stelle, schaut gerade aus und träumt vor sich hin.
Kurz vor dem ersten Schnee hatte Chrugel Termin, d.h. die Zeit
war gekommen das Kalb zu gebären. Doch die Zeit verging, Tage und Wochen
verstrichen, das Euter wuchs und alle Zeichen standen auf Geburt. Doch Chrugel
träumte vor sich hin, wiederkäuend vom kalbern keine Spur.
Ich begann zu zweifeln. Hatte ich mich verrechnet, den Termin falsch aufgeschrieben?
Das war nicht möglich, denn als erfahrener Bauer weiss ich doch wann
der Stier eine Kuh gesprungen hat. Etwas stimmte nicht - entweder mit mir
oder dem Chrugel.
Ich rief den Tierarzt an, den Sepp und fragte ihn ob er wisse wann unsere
Kuh kalbern sollte.
Der Sepp staunte nicht schlecht über meine Frage und sagte offen heraus:
"du bist doch der Bauer, du musst wissen wann deine Kühe kalbern
sollen!". Ich wurde ein wenig verlegen, aber etwas stimmte nicht. Der
Sepp ahnte meine Not und versprach vorbeizukommen.
Chrugel weigerte sich mit dem Tierarzt zu sprechen oder war einfach zu faul.
So wurde sie eben angebunden und konnte fachgerecht untersucht werden.
Lange tastete er die Gebärmutter ab, schaute gegen die Decke, drehte
den Kopf zur Seite, oder hatte er ihn leicht geschüttelt. Gespannt wartete
ich: "lebt das Kleine?", fragte ich. Der Tierarzt streifte den Handschuh
ab und schaute mich an: "Das Kalb lebt, aber wir müssen sofort die
Geburt einleiten, denn Chrugel ist schon lange über das Datum".
So erhielt die Kuh eine Dosis Hormone welche die Geburt einleiteten. Sepp
erklärte mir das es vorkommt, dass ein Tier zuwenig dieser Hormone produziert
und so nicht abkalben kann. Die Erklärung war kompliziert und weder der
Chrugel noch ich verstanden etwas davon.
Einige Stunden später, gebar Chrugel ein schönes Kuhkalb, stupste
es mit der Nase und schleckte es ab.
Ich ging zu ihr, klopfte ihr auf die Schulter und fragte leise: "Gäll
Chrugel, das mit den Hormonen ist doch ein Witz, du hast einfach vergessen
zu kalbern". Sie schaute mich mit ihren grossen und treuherzigen Augen
an und nickte mit dem Kopf.
"Aber weißt du was", sagte ich, "lassen wir dem Tierarzt
Sepp seinen Glauben und uns den unseren!".
Orlando
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